Kaninchen brauchen Beschäftigung. Sie wollen nicht den ganzen Tag nur zum Fressnapf und zurück wandern - sie würden träge und dick werden.
Findige Kaninchenfreunde aus Schweden haben daher das Kaninhop erfunden, das sich in Dänemark großer Beliebtheit erfreut und auch im deutschsprachigen Raum immer beliebter wird.
Diese Sportart kommt dem natürlichen Bewegungs- und Spielbedürfnis der Tiere entgegen und verspricht daher Fitness, Spaß und Spiel für Mensch und Tier.
Was ist Kaninhop?
Beim Kaninhop springt ein Kaninchen über Hindernisse, während sein Besitzer es an einer Kaninchenleine führt.
Beim Kaninhop gibt es vier Hauptdisziplinen: Die gerade Hindernisbahn, den nummerierten Hindernisparcour, Hoch- und Weitsprung. Dabei gibt es in Dänemark und Schweden vier Klassen: leicht, mittel, schwer und Elite. In der leichten Klasse stehen 8 bis 10 Hindernisse in einem Abstand von 120 bis 180 cm. Die maximale Hindernishöhe beträgt 25 cm, davon ein Weitsprung, maximal 25 cm.
Eignet sich mein Kaninchen für Kaninhop?
Beim Kaninhop gibt es sowohl Häsinnen als auch Rammler, die gerne springen. Die wichtigste Voraussetzung ist eben, dass das Kaninchen Freude am Springen hat.
Besonders im Frühjahr gibt es Zeiten, in denen sich Rammler bzw. Häsinnen mehr für das andere Geschlecht als für Hindernisse interessieren und dann keine Lust zum Springen haben. Mit kastrierten Rammlern hat man diese Probleme nicht, und sie vertragen sich gut mit anderen Kaninchen.
Kleine und Zwergrassen haben beim Kaninhop gegenüber größeren Rassen Vorteile.
Scheue Tiere sind ungeeignet, da sie beim Springen nicht die nötige Ruhe bewahren. Da das Kaninchen beim Kaninhop immer in der Nähe seines Menschen ist, muss es sich in dessen Nähe wohlfühlen und "seinem" Menschen vertrauen. So kommt kein unnötiger Stress auf, und der Spaß bleibt auch in Gesellschaft anderer "Sportler" erhalten.
Wie kann ich meinem Kaninchen trainieren und worauf muss ich achten?
Den meisten Kaninchen kann man das Springen beibringen. Am leichtesten lernt ein Jungtier. Wenn man in einen Auslauf kleine natürliche Hindernisse (z.B. Bretter) aufstellt, hat es die Möglichkeit, je nach Lust und Laune, darüber zu springen.
Sobald es etwas größer ist, kann es lernen, an einer Kaninchenleine laufen lernen. Dabei sollte man allerdings ein Brustgeschirr verwenden, denn bei Halsbändern kann es zu Kehlkopf- oder Rückenverletzungen kommen, wenn das Kaninchen an der Leine zieht.
Das Gewöhnen an das Geschirr und die Leine erreicht man am besten dadurch, dass man das Geschirr anfangs nur wenige Minuten anzieht und das Kaninchen mit Leckerle begeistert. Nach und nach kann man die Dauer erhöhen und auch die ersten Schritte an der Leine wagen. Dabei sollte man aber nicht ziehen, sondern vielmehr mit Leckerli locken. Das Kaninchen soll sich wohl an der Leine fühlen, daher sollte es nicht in eine Richtung gezogen, oder gar hochgezogen werden.
Die gute Beziehung zwischen Kaninchen und Mensch ist das wichtigste beim Kaninhop. Schließlich soll es ja beiden Spaß machen! Wichtig ist daher: Niemals die Geduld verlieren, denn nur durch Liebe und Geduld wird aus deinem Kaninchen ein guter, glücklicher Hopper. Dein Kaninchen muss die vertrauen und darf nicht ängstlich sein.
Und so kann's losgehen:
- Durch Anlegen des Geschirrs - mehrmals täglich für kurze Zeit - gewöhnst Du das Kaninchen an das Geschirr. Sprich dabei ruhig mit ihm und lobe es ausgiebig, damit es Freude an dieser Übung hat.
Für Kaninhop benötigtst Du ein spezielles Geschirr mit einer extra langen Führleine, damit das Kaninchen nicht in die Leine springt. Dabei sollte jedes Tier sein eigenes Geschirr haben, damit es nicht nach anderen Kaninchen riecht.
- Wenn das Kaninchen an das Geschirr gewöhnt ist, kannst du die Leine anlegen. Lass am Anfang - nach Möglichkeit - das Kaninchen die Richtung bestimmen, in die es laufen möchte. Das Kaninchen soll ja positive Eindrücke vom Laufen an der Leine bekommen. Bewege dich langsam neben dem Kaninchen her. Auf keinen Fall sollte das Tier durch lautes Auftreten oder hektische Bewegungen erschreckt werden. Sollte dein Kaninchen sich auch nach längerer Zeit nicht an das Laufen an der Leine gewöhnen, dann solltest du für deinen Freund eine andere Art der Beschäftigung finden. Kaninhop ist dann nicht das richtige.
- Läuft das Kaninchen entspannt und freudig an der Leine? Dann kannst du langsam beginnen, das Kaninchen behutsam in die gewünschte Richtung lenken. Aber zieh niemals ruckartig an der Leine!
- Funktioniert auch das prima, kannst du dein Kaninchen vor ein Hindernis setzen. Die Anfangshöhe sollte nicht mehr als 5 cm betragen.
- Falls das Kaninchen nicht weiß, was es machen soll, hilft es, das Tier behutsam darüber zu heben. Es ist hilfreich, wenn du dabei ein Komando, z.B. "Hopp" einführst, denn dann verbindet das Tier später den Begriff mit dem Springen und weiß dann, was Du von ihm möchtest.
Achtung: Achte darauf, dein Tier nur auf weichem Boden (Rasen, Teppich ...) springen zu lassen, den Srünge auf hartem Boden schaden den Gelenken.
Du kannst auch versuchen, deinen Freund mit schmackhaften Leckerli über das Hindernis zu locken.
- Langsam kann die Höhe der Sprünge erhöht werden.
- Falls Dein Kaninchen nicht mehr über höhere Hindernisse springen will, solltest Du das Training mit niedrigeren Sprüngen beenden. So hat dein Freund auch bis zum Schluss viel Spaß und wird auch beim nächsten Mal wieder begeistert bei der Sache sein. Deshalb solltest Du das Training auch beenden, wenn es am besten springt.
- Besonders wichtig ist es, das Kaninchen nicht zu überfordern. Bei großer Hitze oder starker Kälte sollte nicht gesprungen werden. Auch wenn dein Kaninchen irgendwelche Anzeichen einer Krankheit oder Schlappheit zeigt, muss das Training verschoben werden, bis es wieder fit ist.
- Belohne deinen Sportler mit viel Streicheleinheiten und/oder Leckerli.
- Sinnvoll ist es, am Anfang mit bis zu drei Hindernissen anzufangen. Die Abstände zwischen den Sprüngen sollte mindestens 1,80 m sein. Wenn es zügig springt, kannst Du die Anzahl auf 8 bis 10 Hindernisse erhöhen.
- Denk daran: Niemals die Geduld verliehren, denn nur durch Liebe und Geduld wird aus deinem Kaninchen ein guter Kaninhopper!
Was braucht man für Kaninhop?
Ein geeignetes Kaninchen ist natürlich die wichtigste Voraussetzung. Weiterhin braucht man eine etwa 1,5 bis 2 Meter lange Leine und ein passendes Geschirr.
Dann benötigt man noch entsprechende Hindernisse. Hier kann man selbstgebaute verwenden oder Hindernisse aus dem Fachhandel beziehen. Diese haben die Vorteile, dass sie die richtige Höhe haben und Verletzungsgefahren minimiert werden. Wichtig ist, dass sich das Kaninchen nicht verletzen kann, wenn es beim Springen hängen bleibt. Daher haben sich höhenverstellbare Hindernisse mit Stangen bewährt, bei denen die Stangen aus den Halterungen fallen, wenn das Kaninchen hängen bleibt. Dadurch kann sich das Kaninchen nicht verletzen.
Außerdem sollte man noch schmackhafte Leckerli zu Hand haben, um das Kaninchen bei guter Arbeit ausgiebig zu belohnen. So bleibt der Spaß erhalten!
Ist Kaninhop artgerecht??
Sicher genauso wenig, wie einen Hund an der Leine Gassi zu führen, oder mit einem Pferd über Hindernisse zu springen. Insofern ist die Kritik mancher, das man Kaninchen nicht anleint, oder hochhebt, damit sie animiert werden, über Hindernisse zu springen, durchaus berechtigt. Doch hier könnte man genausogut eine Grundsatzdiskussion über die generelle Heimtierhaltung vom Zaun brechen. Wir waren in Schweden Zuschauer bei mehreren Kaninhop-Veranstaltungen und hatten meistens sehr entspannte Tiere vor uns. Auch der Umgang der Halter mit ihren Tieren war immer sehr liebevoll. Überhaupt waren die Wettbewerbe immer sehr entspannt und wenig leistungsorientert, da sie sehr klein waren und nur eine Handvoll Zuschauer kamen. Sicher muss man hier differenzieren und vieles hängt auch vom Halter und der Größe der jeweiligen Veranstaltung ab. Im leistungsorientierten Deutschland wird da mit Sicherheit oft übertrieben und es werden harte Wettkämpfe ausgetragen. Kaninhop generell zu verteufeln halten wir aber für kurzsichtig.
